Voraussetzung hierfür ist ein kontinuierlicher, sicherer und lebendiger Kontakt zu ihrer Umwelt, der nicht von Bewertungen und Abwertungen geprägt ist. In einer solchen Umgebung können Kinder mit der Musiktherapie ihre Gefühle äußern und durch Klänge neu erleben und ausdrücken lernen. In diesem Prozess finden sie zunächst einen sicheren Halt im Kontakt zum Therapeuten und letztendlich auch wieder in sich selbst.
Ich benutze den Begriff der Aufmerksamkeitsdefizit-, Hyperaktivitätsstörung in meiner Arbeit nur sehr ungern, da er suggeriert, dass Kinder ausschließlich von sich aus defizitär oder gestört seien, und dass die Ursache ihrer Unruhe, Unkonzentriertheit, Aggressivität, Wut, (...) allein in ihrer eigenen Wesensart begründet sei.
Kinder sind allerdings von ihrer Umwelt wesentlich abhängiger als Erwachsene und daher auch stärker darauf angewiesen sich ihr mit neuen Überlebensstrate-gien anzupassen.
Um diese als bedrohlich empfundenen Gefühle und das "Alleinsein" mit diesen Gefühlen nicht mehr spüren zu müssen, können diese durch andere (sekundäre Gefühle) wie Aggressivität oder Wut überlagert werden. Diese Gefühle sind zwar auch schmerzhaft, aber doch ertrag- barer, da sie nach außen gerichtet sind und die Kinder zumindest kurzfristig aus ihrer Ohnmacht befreien.
Die Folge können Unruhezustände, Konzentrations- schwierigkeiten und schließlich auch Resignation sein. Hieraus resultieren häufig auch Einschränkungen in der sozialen Kontaktfähigkeit der Kinder.
Diese Form der Abspaltung eines Gefühls kann zu einem starren Muster und somit zu einer neuen und ungesun- den Überlebensstrategie werden, in der die"Ersatzge- fühle" dominieren.